Green Hospital

Nachhaltige Rohstoffe

Im Gegensatz zu Beton ist heimisches Holz ein nachhaltiger Rohstoff, um Neubauten möglichst klimaneutral zu errichten. Dementsprechend wurden die neuen Personalwohnungen am Standort Bad Cannstatt sowie eine 2021 eröffnete Betriebskita in nachhaltiger Holzmodulbauweise gebaut. Durch die regenerative Energiegewinnung produzieren die Neubauten mehr Energie als sie verbrauchen.

Aufgrund ihres hohen Verbrauchs haben Krankenhäuser zwar viel Einsparpotential, doch dieses umzusetzen ist nicht einfach. „Wir haben riesige Wasseraufbereitungsanlagen und Starkstromgeneratoren, die wir nicht abschalten können“, sagt Jana Rieber. Gemeinsam mit zwei Kolleg:innen bündelt die Wirtschaftswissenschaftlerin deshalb in der Stabsstelle Nachhaltigkeit alle Projekte und ordnet sie strategisch ein. „Wir können nicht einfach die Lichter ausmachen oder alle Geräte runterfahren, um umzustellen. Alle Veränderungen müssen im laufenden Betrieb erfolgen.“

Großes Einsparpotential gibt es aber in den unterschiedlichsten Bereichen, zum Beispiel im OP. 35 Prozent der Gesamtemission einer Klinik entfallen auf Narkosemittel, die inhaliert werden. Bei einer siebenstündigen Operation werden so viel Treibhausgase frei wie bei einer 15.000 Kilometer langen Autofahrt. Durch intelligente Narkose- und Beatmungssteuerung kann eine große Menge klimaschädlicher Gase eingespart werden. „Wir haben von High-Flow- auf Minimal-Flow-Narkosen umgestellt. Dadurch werden pro Minute nur 0,5 Liter frisches Narkosegas zugeführt, die restlichen sechs Liter werden aufbereitet“, sagt Dr. Thomas Ramolla, leitender OP-Manager. Bei mehr als 40.000 Narkosen pro Jahr im Klinikum kann so eine Menge klimaschädlicher Gase eingespart werden.
 

„Wir haben von High-Flowauf Minimal-Flow-Narkosen umgestellt. Dadurch werden pro Minute nur 0,5 Liter frisches Narkosegas zugeführt, die restlichen sechs Liter werden aufbereitet.“

Dr. Thomas Ramolla,
leitender OP-Manager

Heißer Dampf statt Chemikalien

Bei der Bettenreinigung kommt umweltschonende Hightech zum Einsatz.
Bei der Bettenreinigung kommt umweltschonende Hightech zum Einsatz.

Auch die Reinigung der Betten ist ein Bereich mit Einsparpotential. Statt mit Chemikalien reinigt und desinfiziert ein Hightech-Gerät die Betten mit heißem Dampf und spart dabei jede Menge Wasser. Roboterarme arbeiten sich über die Liegefläche, tasten sich an Fuß- und Kopfende entlang, aus ihren Düsen strömt Dampf. Wenn sich die Tür der Kammer nach acht Minuten automatisch öffnet, sind Bett und Matratze trocken und sauber. Statt der 40 Liter, die eine herkömmliche Anlage pro Reinigung benötigt, hat die neue nur acht Liter verdampft und die CO2-Bilanz der Bettenaufbereitung um 35 Prozent gedrückt. Auf den Einsatz von Chemikalien kann ganz verzichtet werden.

Recyceln statt wegwerfen

„Grundsätzlich prüfen wir im Klinikum Stuttgart spezifische und nichtspezifische Abfälle auf Recyclingmöglichkeiten“, erklärt Jana Rieber. So wird beispielsweise das aus pathologischen Arbeitsprozessen stammende technische Xylol, welches in der Regel mit Paraffinen, Alkoholen, Wasser und Schwebeteilchen verunreinigt ist, wieder aufgearbeitet und in Mehrwegfässern aus Metall der Pathologie als Frischware angeliefert. Gewebeproben werden zudem ohne gesundheitsschädliches Xylol entwässert. Rund fünf Millionen OP-Instrumente werden im Klinikum Stuttgart jährlich aufbereitet und wiederverwendet, statt nach Gebrauch in den Abfall geworfen zu werden. Das reduziert die Menge an Einmalartikeln und damit den Abfall im Klinikum deutlich.

Mobil ohne Auto

Die Förderung von Tickets für den öffentlichen Nahverkehr sowie das Angebot von Jobrädern und Ladestationen motiviert die Mitarbeiter:innen, das Auto stehen zu lassen. Bereits über 500 Mitarbeitende nutzen das Angebot, ein Fahrrad über das Klinikum zu leasen. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter:innen nutzt zudem ein gefördertes Jobticket für den Öffentlichen Nahverkehr. Gut für das Klima und die Luft im Stuttgarter Kessel.

Regional und Bio

Koch in Küche

Die Küche des Klinikums Stuttgart setzt auf regionale Produkte sowie einen hohen Anteil an vegetarischen Gerichten. Die Fleisch- und Wurstportionen wurden in allen anderen Kostformen reduziert, entsprechend der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Der Anteil der Bio-Lebensmittel konnte gesteigert werden. Für seine Maßnahmen wurde das Klinikum Stuttgart jüngst von der DGE ausgezeichnet. Mehr als 200 Tafelwasseranlagen sorgen zudem dafür, dass keine Mineralwasserflaschen mehr transportiert werden müssen. In Zusammenarbeit mit United Against Waste e. V. (UAW) hat das Klinikum ein Projekt zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung gestartet.


Auch die Suche im Internet erfolgt im Klinikum Stuttgart inzwischen nachhaltig. Alle Arbeitsplätze wurden auf die grüne Suchmaschine im Internet ECOSIA umgestellt. Gedruckt wird auf Recyclingpapier, Glühbirnen werden durch LEDs ersetzt, Sonnenschutzfolien an den Fenstern erlauben das Zurückfahren der Klimaanlage. Auch aus den Toilettenanlagen kommt inzwischen zu zwei Dritteln „Grauwasser“.

Nachhaltigkeit als Unternehmensziel

Das Klinikum Stuttgart hat Nachhaltigkeit als eines der zentralen Unternehmensziele verankert. Wir bekennen uns zu sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigem Handeln und möchten in unserer besonderen Rolle als größtes Haus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg beispielhaft sein. Das Klinikum hat deshalb die Leitsätze der WIN-Charta, der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg, unterzeichnet. Nachhaltiges Handeln inkludiert nicht nur die Schonung natürlicher Ressourcen und der Umwelt zum Schutz des Klimas, sondern zugleich einen bewussten, gleichberechtigten und toleranten Umgang miteinander und die Sicherstellung des Versorgungsauftrags.
 

Klimabewusstes Bauen

Auch beim 800 Millionen Euro teuren Neubau des Katharinenhospitals, dem größten Bauprojekt der Stadt Stuttgart, spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Intelligente Lüftungssysteme, Verschattungskonzepte, Betonkernaktivierung und Kühldecken werden energieeffizient auch im Sommer für ein erträgliches Raumklima sorgen. Im Winter dienen die Wände als Wärmespeicher. Flankierend finden im Rahmen des Neubaus weitere städtebauliche Maßnahmen statt, wie die Schaffung einer fußgängerund fahrradfreundlichen Umgebung. Eine begrünte Frischluftschneise wird Hitzetage zwischen den Gebäuden erträglicher machen und den Stadtgarten faktisch um den grünen Klinikcampus erweitern. „Neubauten sind eine riesige Chance für mehr Nachhaltigkeit“, findet Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen.